Panoramatapeten

Panoramatapeten sind Landschaften, die durch das Nebeneinanderkleben mehrerer mit Holzmodeln bedruckter Papierbahnen rundum an allen Wänden eines Raums entstehen. Der Betrachter, der sich in der Mitte des Raums befindet, hat den Eindruck, von einer ländlichen oder städtischen Szene umgeben zu sein, die ihn gedanklich in eine andere Zeit oder an einen anderen Ort versetzt.

Über hundert Motive werden hauptsächlich zwischen 1800 und 1855 von Manufakturen in Paris, Lyon und Rixheim produziert. Im Lauf des 19. Jahrhundert haben sie zunächst in Europa, dann weltweit einen überwältigenden Erfolg. Der Druck dieses Wandschmucks mit Hilfe mehrerer tausend verschiedener Holzmodel ist eine echte technische Meisterleistung.

Die ersten Exemplare zeigen Ansichten exotischer Länder wie Indien und die Pazifischen Inseln oder auch mythologische, militärische und romantische Szenen (Psyche, die Kämpfe der Griechen, Rinaldo und Armida etc.). Andere stellen berühmte oder erfundene französische Orte dar (Palais-Royal, Ansichten von Lyon, französische Gärten). Ab den 1840er Jahren verschwinden Darstellungen von Menschen aus den Landschaften, die zum Kondensat der bekannten Welt werden (Eldorado, die Erdzonen, das Paradies). Die verschiedenen Gegenden der Welt werden jeweils durch eine spezielle Pflanze oder ein bestimmtes Tier charakterisiert, die sehr präzise dargestellt werden. Während die industrielle Revolution und die wissenschaftlichen Fortschritte im Alltag der westlichen Länder für tiefgreifende Veränderungen sorgen, kann sich der Besitzer einer solchen Panoramatapete im Salon in dieses verloren gegangene Paradies zurückziehen und in der Fantasie darüber herrschen.